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Presse
„Die dritte Front“ – auch in der Neißestadt
Eine aktuelle Publikation des Brandenburgischen Literaturbüros vorgestellt

Am 7. März wurde im Schloß Rheinsberg die Ausstellung „Die dritte Front; Literatur in Brandenburg 1930 – 1950“ eröffnet. In den kommenden Monaten wird sie auch im Potsdamer Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte sowie anschließend im Finsterwalder Kreismuseum zu sehen sein. Zu dieser Ausstellung erschien im Berliner Lukas-Verlag ein gleichnamiger Begleitband, herausgegeben von Peter Walther, der bereits als Herausgeber des im Jahre 2002 erschienenen historischen Schriftstellerlexikons für Brandenburg fungierte.

Dieser 143 Seiten umfassende Band bietet in acht Kapiteln einige Einblicke in das bisher wenig beachtete zeitgeschichtliche Thema der Ausstellung. So werden u. a. Buchverlage in Potsdam jener Jahre kurz vorgestellt, ein Exkurs in die Frühphase des Rundfunks im Land Brandenburg geboten, sowie die Geschichte des Schloßes Wiepersdorf als Schriftstellerheim in den Jahren 1945 bis 1951 nachgezeichnet.

Der Titel „Die dritte Front“ geht auf ein Buch des Schriftstellers Herbert Scurla aus dem Jahre 1940 zurück, der damals formulierte, dass „im totalen Krieg“ ... „die geistig-moralischen Kräfte des Volkes ebenso entscheidend wie die militärisch-politischen und ökonomischen“ seien.

Der vorzustellende Band verfolgt das Ziel, „den Verlauf der ,geistig-moralischen’ Front auf literarischem Gebiet für die politisch wechselvollen Jahre von 1930 bis 1950“ bezogen auf das Land Brandenburg nachzuzeichnen sowie Doppelkarrieren im Dritten Reich und der DDR vorzustellen. Dabei rücken auch Parallelen der jeweiligen politischen Systeme, die Autoren zu vereinnahmen, in den Blickpunkt, heißt es in der Einleitung von Peter Walther. Darin formuliert er auch folgendes: „Dem Versuch, sich ein genaueres Bild von den literarischen Verhältnissen in Brandenburg vor 1933 zu machen, sind durch die dürftige Quellenlage enge Grenzen gesetzt. Die Zeitungen, Zeitschriften, Heimatkalender und Heimatjahrbücher jener Jahre sind im Hinblick auf die zeitgenössische Dichtung wenig ergiebig.“ Bezogen auf Guben hätte diese pauschale Fehleinschätzung durch eine systematische Sichtung relevanter Quellen vermieden werden können.

Gerade die für die Neißestadt maßgebliche „Gubener Zeitung“ veröffentlichte in regelmäßigen Abständen vor 1930 Texte von Bernhard Masche, Erich Arlt, Kurt Knaak und dem „ahlden Fichtner“. Die drei letztgenannten können dabei durchaus auch – vielleicht war ihnen das selber nicht bewusst - als Vertreter der „Dritten Front“ angesehen werden, die ihre schriftstellerische Tätigkeit zudem während und nach dem Ende des Nazi-Regimes fortsetzten. Abgesehen davon erschienen hier, wenn auch nur kleine, regionale Einzelschriften vor 1930. So u. a. 1925 der Gedichtband „Von allen den Städtchen ...“ des Studienrates Paul Krause. Nicht zu vergessen die Gedichte in den Baumblütenzeitungen der Jahre 1924 bis 1926. Hier ist auch auf die umfangreiche schriftstellerische Tätigkeit des Pfarrers Gustav Mix zu verweisen, der im Jahre 1919 zeitweilig sogar ein Sonntagsblatt für die Klosterkirchengemeinde herausgab.

Für Guben ist das 2. Kapitel zudem von besonderem Interesse. Hier stellt Jörg Plath auf 13 Seiten mit Abbildungen das „Haus der deutschen Frontdichter“ in Buderose, dem heutigen Budoraz, nur wenige Kilometer nordöstlich von Guben gelegen, vor. Im Juni 1938 war das Schloß Buderose unter Anwesenheit hunderter Gäste durch den Gubener Bürgermeister Erich Schmiedicke der „Mannschaft“, wie sich die Vereinigung der Frontdichter nannte, als „Frontdichterheim“ übergeben. Die Schirmherrschaft darüber hatte Alfred Rosenberg übernommen, der zu diesem Anlass eigens nach Guben gereist war. So wurde das Schloß Buderose, in einer Parkanlage mit uralten Bäumen gelegen, für wenige Tage aus seiner Idylle geweckt, um kurz danach wieder in ländlicher Abgeschiedenheit zu versinken. Der Schriftsteller Jürgen Hahn-Butry bewohnte das Schloß für einige Monate mit seiner Frau, und im Jahre 1939 führte das Amt Rosenberg dort eine Tagung zum großen deutschen Philosophen Immanuel Kant durch.

Mit Beginn des zweiten Weltkrieges kamen zahlreiche Schriftsteller der „Mannschaft“ als Frontberichterstatter zum Einsatz. Viele ihrer Texte in Lyrik und Prosa wurden auch in den damaligen Ausgaben der „Gubener Zeitung“ veröffentlicht. Inzwischen lässt sich der Standort des Schlosses Buderose nur noch erahnen, denn den Krieg und die nachfolgenden Jahrzehnte überdauerten lediglich ein Wirtschaftsgebäude sowie die Pfeiler der Einfahrt. Den Beitrag von Jörg Plath hätte ein Ausblick abgerundet, der darauf eingeht, was aus den Schriftsteller-Gästen geworden ist, die das Schloß Buderose 1938 beherbergte. Überlebten sie den Krieg? Gerieten sie in Gefangenschaft? Wandelten sich ihre Ansichten und Einstellungen? Veröffentlichten sie nach 1945 weiter?

Antworten auf zumindest die letzten beiden Fragen werden in Kapiteln gegeben die einerseits dem Schriftsteller Herbert Scurla und andererseits der Begründerin des Brandenburg-Berlinischen Wörterbuches, Anneliese Bretschneider, gewidmet sind.

Sicher werden Ausstellung und Begleitband an den verschiedenen Ausstellungsorten weitere inhaltliche Hinweise und Anregungen erfahren, so dass die in ihnen skizzierte Entwicklung regional klarere Konturen erhält.

Der interessante Band kann für 9,80 Euro beim Brandenburgischen Literaturbüro, Hegelallee 53 in 14467 Potsdam bestellt werden. Im Buchhandel kostet er 14,90 Euro.

Andreas Peter

2004-04-09

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