Seit dem Beitritt der Republik Polen zur Europäischen Union Anfang Mai vergangenen Jahres hat sich einiges im Verhältnis der beiden Nachbarstaaten geändert. Dies zeigt sich allein schon daran, dass Deutsche nicht nur in Gubin billig tanken und dabei gleich preiswerte Zigaretten mitbringen. Zunehmend wird auch die Region östlich der Neiße, die polnische Wojewodschaft Lubuski, im touristischen Sinne erkundet.
So möchten Verehrer des 1890 in Crossen geborenen Schriftstellers Alfred Henschke, alias Klabund, auf dessen Spuren in der Oderstadt wandeln. Oder sie wollen sich einmal diejenige Kirche anschauen, in der der spätere Bischof Otto Dibelius ab 1907 für einige Zeit tätig war. Anderen bedeutet der Architekt Knobelsdorff soviel, dass sie gerne seinen Geburtsort Kuckädel bei Crossen besuchen wollen. Wieder andere zieht es magisch zum ehemaligen Schlachtfeld von Kunersdorf im nördlichen Zipfel des Crossener Landkreises, um sich dort einer wichtigen Schlacht des Siebenjährigen Krieges zu erinnern. Und die nächsten interessieren sich für den kleinen Ort Skyren, in dem 1899 der ehemaligen Reichskanzler Caprivi auf seinem dortigen Landsitz starb.
Nicht selten wird auch bis in das riesige Einkaufszentren „Kuchan“ am Stadtrand von Zielona Gora, ehemals Grünberg (Schlesien), zum großen Einkauf gefahren. Oder man entdeckt die Reize des unweiten Borack-Sees für die Erholung. Der Bober-Fluß lockt Angler und das in 45 Minuten mit dem Auto erreichbare ansehnliche einstige Sorau, jetzt Zary, lockt mit monatlichen Trödelmärkten im alten Stadtzentrum.
Bei all diesen Erkundungen stößt der Besucher unweigerlich auf Zeugnisse deutscher Geschichte, denn diese Gebiete gehörten bis 1945 seit mehreren hundert Jahren zum Deutschen Reich. Ja die inzwischen zu einer riesigen Metropole gewachsene Stadt Posen wurde sogar von einem Gubener gegründet.
Und auch in Polen selbst interessiert man sich zunehmend für die deutsche Geschichte in den seit Kriegsende polnischen West-Gebieten. Der Gubiner Heimatverein ist beredtes Zeugnis dafür. Viele deutsche Flüchtlinge und Vertriebene siedelten sich zudem nach Kriegsende in der Region westlich der Neiße an. Vielleicht in der vagen Hoffnung, doch noch irgendwann in die alte Heimat zurückkehren zu können. Für den, der sich näher über diese ehemaligen deutschen Gebiete informieren will, mangelt es indes an einschlägiger neuerer deutschsprachiger Literatur.
Abhilfe kann da die zum 1000jährigen Jubiläum der Ersterwähnung von Crossen an der Oder, seit 1945 Krosno Odrzanskie, jetzt als Reprint erschienene Heimatkarte des ehemaligen Kreises Crossen schaffen. Diese mehrfarbige Landkarte ist im Maßstab von 1 : 10000 gehalten und hat die Größe von 56,5 x 70 cm. Die vor 1945 deutschen Orte des Landkreises sind mit dem polnischen und dem früheren deutschen Namen im handlichen Umschlag angegeben. Enthalten sind an größeren ehemaligen deutschen Orten u. a. Rothenburg, Grünberg/Schlesien, Christianstadt, Naumburg, Bobersberg und Sommerfeld. Die Landkarte wird ab kommende Woche zum Preis: 8,90 Euro u. a. im Gubener Buch- und Zeitschriftenhandel sowie bei der Tourist-Information in der Frankfurter Straße angeboten. |